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Ein süsser Blick auf die Endlichkeit

  • Sabine Stotzer
  • vor 4 Tagen
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Unsere Idee war simpel und zugleich tiefgründig: An unseren Eröffnungstagen gab es eine Urne ganz ohne Asche, sondern gefüllt mit farbigen Bonbons. Sugus, wer kennt sie nicht, klein, süss, bunt und voller Leben. Ein Symbol dafür, dass Tod und Leben gar nicht so weit auseinanderliegen. Dass selbst im Abschied noch etwas Süsse bleibt, ein Geschmack von Lebendigkeit, der nachklingt, wenn Worte längst verstummt sind.

Es galt zu schätzen wie viele Sugus sich in der Urne befinden. Während die Gäste eifrig rechneten, lachten und ihre Tipps auf Zettel schrieben, geschah das Unvermeidliche: Die Sugus wurden weniger.

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Eines nach dem anderen verschwand in den Mündern der Besucher. Als später die grosse Auflösung kam, war die Urne fast leer. Oder war sie nicht gar irgendwie voller? Gefüllt mit Leben? Vielleicht, weil das Teilen, das Lachen und das Naschen etwas ausdrückten, was keine Worte fassen können: dass wir das Leben am stärksten spüren, wenn wir seine Endlichkeit berühren.


Genau das war das Schöne daran: Das Leben passiert, auch mitten im Nachdenken über den Tod. Wir können planen, zählen, kontrollieren … und trotzdem löst sich alles irgendwann ein bisschen auf. Manchmal wortwörtlich wie ein Sugus auf der Zunge. Es schmilzt langsam dahin, wird weicher, süsser, bis nichts bleibt ausser Erinnerung und Geschmack.

Vielleicht ist auch das Sterben so: ein Übergang, nicht das Ende, sondern ein Verwandeln in eine andere Form.

Übrigens: Sugus vorwärts und rückwärts gelesen heisst immer noch Sugus. Ein unscheinbares, aber starkes Sinnbild für den Kreislauf des Lebens. Anfang und Ende, Werden und Vergehen. Sie spiegeln sich, fliessen ineinander, und am Ende erkennt man: Es ist dasselbe Wort, nur aus einer anderen Richtung gelesen. So wie unser Dasein, das im Rückblick manchmal erst seinen Sinn entfaltet. Wie ein Sugus, das sich langsam auflöst, verändert sich auch das, was war. Die Form vergeht, doch die Süsse bleibt als Nachhall, als Erinnerung, als Spur.

Vielleicht steckt genau darin die tröstliche Botschaft: Das Leben darf bunt sein, selbst an seinen dunklen Rändern. Der Abschied darf schmecken, nicht bitter, sondern nach dem, was war. Und manchmal genügt ein Stück Zucker, um uns daran zu erinnern, dass im Vergänglichen das Ewige liegt und im Lachen die zarteste Form des Gedenkens.

Und zum Schluss … An alle, die mit geraten haben: Danke für eure Schätzung und euer

Dabeisein an unseren Eröffnungstagen. Unsere Zählung ergab jedes Mal eine andere Zahl – und so hatten irgendwie alle und trotzdem niemand recht.

Kein Wunder: Auch wir vom Tod und Sein 11 Team lieben die kleinen süssen Dinger.


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